Montag, 17. Oktober 2016

Von Lernstrategien und aktueller Laberei

Ich bin jetzt im 8. Semester des Bachelorstudiums und habe - so zumindest ist mein Eindruck - jedes Semester eine neue Lernstrategie angewandt, wobei sich doch eine gewisse Evolution abgezeichnet hat. Von "sofort loslegen" bis "erst zum Schluss lernen" war so ziemlich alles dabei. Jetzt, wo ich glaube, das optimale System für die eng gestaffelten Klausuren am Semesterende gefunden zu haben, ändern sich auch schon wieder die Voraussetzungen: Keine Klausuren mehr, sondern mündliche Prüfungen. Erstens kann man durch die terminliche Freiheit von mündlichen Prüfungen das Semester besser planen, zweitens erfordern mündliche Prüfungen aber auch eine andere Vorgehensweise beim Lernen.

Wenn man bei einer Klausur mal was nicht weiß, kein Problem, nächste Frage. Bei mündlichen Prüfungen ist das anders. Erstens ist Unwissen um einiges peinlicher und schafft zweitens, je nach Zeitpunkt der Out-of-memory-Exception innerhalb der Prüfung (am schlechtesten ist es natürlich ganz am Anfang), sehr schlechte Voraussetzungen für den restlichen Verlauf, auch wenn man danach alles weiß. Es gibt auch Professoren, die dann ewig und drei Tage im Sumpfgebiet herumstochern, bis man letztlich im Schlurz versinkt. Da kommt es auch viel auf persönliche Befindlichkeiten, Sympathien und sonstige subtile Merkmale menschlicher Interaktionen an. Bei Prüfungen ist es also extrem wichtig, einen guten Einstieg zu finden und eine ganze Weile frei über ein Thema sprechen zu können - denn je mehr man selbst redet, desto weniger wird man gefragt. Wichtig sind auch die Prüfungsprotokolle der Fachschaft, deshalb hier noch der Appell an alle: Nehmt euch nach einer Prüfung eine halbe Stunde Zeit und schreibt einen kurzen Rückblick. Alle - auch ihr selbst - profitieren davon!

Wie ich bereits mehrmals erwähnt habe, bestand mein Erststudium ausschließlich aus mündlichen Prüfungen. Meistens gab es pro Fach eine Vielzahl an unterschiedlichen Prüfern (5-10), jeder verlangte andere Unterlagen als Grundlage und auch die Prüfungsmodi reichten von Monologen bis zu Kreuzverhören. Hat man sich also auf den einen Prüfer spezifisch vorbereitet, konnte man nicht mehr ohne Aufwand zu einem anderen wechseln. Zu vielen Profs gab es dann auch Fragenkataloge, die zwar meist ohnehin den gesamten Stoff umfassten, aber wenigstens die Granularität und Art der Fragen zum Ausdruck brachten. Dabei ist mir einmal passiert, dass ich beim thematischen Umordnen eines Fragenkatalogs mit >100 Fragen eine Frage irgendwo im Nirvana einer Copy/Paste-Orgie vergessen und deshalb auch nicht so wirklich vorbereitet habe (war vielleicht eine halbe Seite eines ca. 900seitigen Buches). Ihr dürft raten, welche Frage mir als erstes gestellt wurde. Ein denkbar schlechter Einstieg, zumal ich mir aufgrund der Absurdität der Situation ein (für die anderen nicht nachvollziebares) Grinsen nicht verkneifen konnte und mich der Prof. dann auch noch gefragt hat, warum ich denn jetzt lachen würde (das Thema selbst war nämlich alles andere als lustig). Die Prüfung habe ich dennoch geschafft, weil die anderen Fragen dann gut liefen. Geärgert hat es mich trotzdem. Soviel also zu Absatz 2 meines Beitrages.

Was ist noch anders in diesem Semester? Die Einsendearbeiten sind in keinem meiner Hauptmodule mehr verpflichtend! Und kaum muss ich sie nicht mehr machen, mache ich sie. Die menschliche Psyche ist schon manchmal ein Mysterium. Das Bearbeiten der EAs hat dabei mehrere Gründe: In den informatischen Fächern geht es nicht mehr großteils ums Auswendiglernen wie in WiWi oder WInfo, sondern ums Verstehen. Da ich keinen informatisch-beruflichen Hintergrund habe, ganz im Gegensatz zu wohl 99% der Kollegen im MSc Praktische Informatik, sind mir in den puren Informatikfächern viele Dinge relativ neu bzw. werden unverblümt vorausgesetzt. Ich nutze also die Gelegenheit der EAs, um mir Feedback für meine Gedankengänge zu holen und mich auch beim Lernen auf diese abgefragten Punkte zu fokussieren, wo ich ansonsten wahrscheinlich nur drübergelesen hätte.

Sowohl "Verteilte Systeme", als auch "Softwarearchitektur & Webprogrammierung" sind Module der "richtigen" Informatik. Da ist es endgültig vorbei mit dem wirtschaftsinformatischen Weichspülfilter, wie es z.B. in theoretischer Informatik oder "Einführung die objektorientierte Programmierung" der Fall war. Und das merkt man auch! Mittlerweile habe ich jeweils die erste KE von VS und SA bearbeitet und die EAs eingeschickt. Beide Kurse finde ich bisher sehr spannend. Bei Softwarearchitektur habe ich den Eindruck, dass sich das gesamte Fach noch ziemlich in den Kinderschuhen befindet, denn das Skript wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Das ist meines Erachtens zum Großteil so gewollt, denn es bedingt die aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff, ebenso wie die Diskussion in der (moderierten) Newsgroup.

Neben diesen beiden Kursen hab ich dann noch Webprogrammierung, Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten und die Seminarausarbeitung auf der Agenda. Die EAs zur Webprogrammierung schaffe ich einfach nicht zeitgerecht, aber es gibt dazu bereits Musterlösungen, deshalb werde ich das später nachholen. Beim Kurs Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten ist die Bearbeitung der EAs obligat und zeitgleich auch einzige Voraussetzung zum Bestehen des Kurses. Hier ist die erste EA Ende November fällig. Für das Seminar muss ich meine erste Ausarbeitung bis Ende Dezember abliefern. Es liegt also ein ziemlich herausforderndes Semester vor mir, sowohl inhaltlich, als auch terminlich. Aber ich freu mich, irgendwie habe ich richtig Bock drauf. Neue Herausforderungen, nahender Abschluss, interessante Module, was will das Streberherz mehr?

1 Kommentar:

  1. Hi!
    Ich habe mich an der fernuni für bachelor wirtschaftsinformatik und Informatik eingeschrieben und bin superdankbar dass ich deinen Blog gefunden habe!

    Gruß

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