Samstag, 25. Februar 2017

Vorsicht vor dem bisschen Hund, oder: meine Erfahrung mit dem Seminar



Das Seminar ist rum und somit auch das Semester. Leider ein zeitlich begrenztes, dafür aber gutes Gefühl. Eigentlich wollte ich ja noch ein Modul absolvieren, aber bei mir ist jetzt erstmal die Luft raus. Außerdem konnte ich dafür absolut keinen Spannungsbogen aufbauen, weil die Termine für die mündlichen Prüfungen im geplanten Modul erst im Februar, also vor wenigen Wochen, vergeben wurden. Ich habe mir zwar einen Termin eingetragen, aber erst im Juni - und selbst da bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich nicht noch auf ein anderes Modul umschwenke. Aber eigentlich wollte ich euch ein wenig vom Ablauf des Informatik-Seminars erzählen, weil man dazu im Netz so gut wie nichts findet. Also machts euch bequem, der Beitrag ist ein bißchen länger geworden...

Mit Ende des Bachelorstudiums fand also tatsächlich mein erster Präsenztermin in Hagen statt. Ich war schon gespannt, wie sich die Fernuni in der Realität darstellt. Eine Geisteruni? Administrationsuni? Bei meiner damaligen Präsenzuniversität herrschte immer reges Treiben, Studenten schwirrten mehr oder weniger gestresst durch die Gegend, aßen, tranken, rauchten, plauderten und das eine oder andere 6er-Tragerl sah man auch rumstehen, immerhin hatte immer irgendjemand irgendetwas zu feiern. Das hatte schon ein gewisses Flair, auf das ich wenigstens in meiner Erinnerung nicht verzichten möchte. In Hagen war das natürlich etwas anders, im Grunde ist das ja nur ein Verwaltungs- und Forschungsapparat mit Studenten als gelegentliche Besucher. Ein richtiges Unileben findet man dort also nicht, klar. Insofern war ich schon etwas beeindruckt, wie groß die FUH tatsächlich ist.

Ich bin schon am Vortag in Hagen angekommen und habe mir ein Zimmer in der Bildungsherberge gebucht. Für 24€/Nacht darf man natürlich keine Senatorensuite verlangen, aber die Zimmer waren nett, sauber und hatten alles, was man so braucht (vor allem Internet und Schreibtisch). Ich war froh, dass es in den Zimmern keinen Fernseher gab, denn die haben mir schon so manche schlaflose Hotelnacht gekostet, wenn der Zimmernachbar das Ding einfach nicht abdrehen wollte. Die Anreise nach Hagen war übrigens eine wahre Odysse, darüber werde ich gesondert nochmal berichten. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle meinem Kommilitonen Björn, der mich unter Inkaufnahme eines Umweges (und eines Staus) zum Flughafen Dortmund chauffierte. Herzlichen Dank nochmals, das hat mir wahnsinnig viel Streß erspart!

Aber zurück zum Thema: Von der Bildungsherberge muss man zwei Stationen mit dem Bus zur Fernuni fahren oder ca. 20-30 Minuten zu Fuß gehen. Da es gestürmt und geregnet hat, habe ich den Bus bevorzugt. Es fährt 3x/Stunde ein Bus, die Busstation selbst ist nur wenige Meter von der Bildungsherberge bzw. dann von der Fernuni entfernt. Direkt gegenüber der FUH gibt es auch noch das Campushotel - wäre wohl auch eine Option.

Das Seminar selbst dauerte zwei Tage, am ersten Tag begann es um 13.00 Uhr und endete um 19.00 Uhr, am zweiten Tag begann es um 9.00 Uhr und endete um 16.00 Uhr. Zuvor musste jeder Teilnehmer im Laufe des Semesters seine Abschlussarbeit im Umfang von ca. 10 Seiten abgeben und dann ein paar Wochen später auch das Konzept für den Vortrag einreichen. Beides war zeitlich absolut machbar. Unser Betreuer hat allerdings beim Seminar erzählt, dass es bisher immer umgekehrt gehandhabt wurde, also erst der Vortrag gehalten werden musste und danach die Ausarbeitung zu machen war. Ich persönlich fand unsere Vorgehensweise aber sinnvoller, weil man sich für die Ausarbeitung erst komplett ins Thema reinarbeiten muss, um dann für den Vortrag nur die Essenz dieser Arbeit zu verwenden. Letztlich haben beide Vorgehensweisen ihre Vor- und Nachteile.

In meinem Erststudium hatten derartige (allerdings sehr rar gesähte) Lehrveranstaltungen eigentlich eher pro forma Charakter, will heißen: Durchfallen nur unter aktiver Forcierung möglich. Deshalb hat es mich umso mehr verwundert, als ein Kommilitone berichtete, dass dies bereits sein dritter Versuch bei einem Seminar sei. Es ist also offenbar kein Selbstläufer. Gottseidank war unser Betreuer aber sehr entspannt, freundlich und auch sehr engagiert. Es war ihm ein offensichtliches und ehrlich gemeintes Anliegen, uns bei dieser Gelegenheit viel Zusatzwissen zu vermitteln bzw. die kritischen Bereiche erneut zu beleuchten und die missing-links herzustellen. Das muss man an dieser Stelle wirklich nochmals positiv hervorheben.

Im Vorfeld des Seminars bekamen wir die gesammelten Werke im Umfang von 123 Seiten mit allen Arbeiten der insgesamt 11 Seminarteilnehmer (von den ursprünglich 13 Teilnehmern sind 2 ausgefallen). Als Vorbereitung sollten wir dieses Skript lesen, was natürlich auch sinnvoll ist.

Jetzt habe ich immer noch nicht erzählt, was da genau passiert im Seminar. Vielleicht schaffe ich's ja in diesem Absatz [Memo: nicht so viel labern]. Unser Betreuer hat bereits im Vorfeld einen genauen Plan rausgegeben, wer wann welchen Vortrag halten muss. Ich glaube, neudeutsch nennt man das auch Zeitplan ;). Zur Verfügung stand ein Laptop mit Beamer, es konnte aber auch der eigene Laptop verwendet werden. Ein Vortrag sollte relativ genau 25 Minuten dauern (es wurde die Zeit gemessen), dann sollten noch ca. 15 Minuten Diskussion folgen - zumindest lt. Plan, denn real dauerte die Diskussion meistens länger als der eigentliche Vortrag. In dieser Diskussion wurde zunächst eine Weile darüber gesprochen, wie das Publikum den Vortrag empfand, welche Stärken und Schwächen man feststellen konnte, wie die Folienpräsentation war usw. Der Zweck davon war aber nicht, jemanden bloßzustellen, sondern letztlich die Vortragstechnik zu verbessern. Das alles lief sehr respektvoll ab, es gab kein negatives Wort ohne auch ein positives. Daran anschließend kam es dann zur fachlichen Diskussion. Auch hier lief es ähnlich ab, alles fand in einer sehr angenehmen, wertschätzenden Atmosphäre statt. Einige Fragen wurden von den Vortragenden selbst beantwortet, viele aber auch vom Betreuer. Es ging hier ebenso nicht darum, eine "Prüfungssituation" herzustellen, sondern Schwächen oder kritische Bereiche der behandelten Modellierungssprachen nochmal hervorzuheben.

Ich beschreibe das alles so detailliert, weil sich bestimmt viele Kolleginnen und Kollegen nicht unbedingt auf diese Vortragssituation freuen, um nicht zu sagen sich davor fürchten. Wer das nicht täglich macht, hat dabei eine gewisse Anspannung, das gehört einfach dazu. Aber hey, letztlich ist das alles nicht so schlimm, immerhin sitzen ja alle im selben Boot. Als einziger Österreicher unter sonst nur deutschen Kollegen mit geschliffenstem Hochdeutsch war das auch irgendwie spannend für mich. Oba do miassts hoid duach, i dua mei bests ;).

Tja, und so ging das eben dahin und dahin. Ich muss sagen: Ganz schön viel geballter Input! Vor allem musste man ja auch immer im Fokus bleiben, um dann an der Diskussion teilnehmen zu können. Die aktive Beteiligung eines jeden einzelnen war im Übrigen ein integraler Bestandteil der Seminaranforderungen. Es wurde vom Assistenten sogar eine Strichliste mit den Wortmeldungen geführt - oder zumindest damit begonnen. Ich denke, als dann irgendwann klar war, dass sich wirklich jeder bemüht, hat er das wieder beendet. Das zeigt aber dennoch die Wichtigkeit. Ehrlich gesagt fühle ich persönlich mich nicht sehr wohl bei solchen du-musst-unbedingt-etwas-sagen-Settings, aber naja, da muss man eben durch, gibt schlimmeres.

Am Ende des Seminars gab es dann noch ein paar Worte zur Abschlussarbeit. Fazit: Jeder, der will, darf am Lehrstuhl eine Abschlussarbeit schreiben. Es wurden zwei generelle Themenkomplexe kurz angerissen, für die man sich interessieren kann, aber nicht muss. Wer ein davon abweichendes Thema haben will, muss jedoch mit einer etwas längeren Zuteilungsdauer rechnen und den offiziellen Weg über das Sekretariat gehen.

Zu guter Letzt noch das Highlight der dritten Art: Vortrag, ein lauter Knall, Lampe des Beamers kaputt. Aber es gibt ja einen "Mediennotdienst" an der FUH, der dann relativ zeitnahe einen neuen Beamer angekarrt hat. Gottseidank.

3 Kommentare:

  1. es gibt mittlerweile scheinbar Direktflüge von Salzburg nach Düsseldorf. Vielleicht ist das ja für einen Deiner nächsten Hagen-Aufenthalte interessant.

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    1. Hallo,

      jup, ist mir bekannt, danke dir. Mühsam ist vor allem der Transfer vom jeweiligen Flughafen nach Hagen (sowohl von Dortmund, als auch von Düsseldorf): Shuttle oder Bus zum Hbf Dortmund/DüD, von dort mit dem Zug zum Hbf Hagen, vom Hbf Hagen mit dem Bus zur Unterkunft, von dort mit dem Bus zur FUH.
      Alles machbar, aber stressfrei ist anders (vor allem bei Termindruck).

      MfG
      Markus

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  2. P.s. ich bin schon gespannt auf Deinen Reisebericht :)

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