Donnerstag, 7. Juni 2018

Zu fünfzig Prozent haben wir es geschafft, aber die halbe Miete ist das noch nicht...

..., meinte einst Rudi Völler. Ich habe zwar schon mehr als 50% geschafft, aber zufrieden bin ich auch noch nicht. Den MSc Praktische Informatik werde ich im nächsten Semester dank der umfassenden Anrechungsmöglichkeiten in meiner speziellen Studienkonstellation abgeschlossen haben, sofern ich den diesbezüglichen Aussagen des Prüfungsamtes Glauben schenken darf. So richtig sicher bin ich mir da aber erst, wenn ich das Abschlusszeugnis auf dem Tisch liegen habe. Sollte das tatsächlich alles nach Plan laufen, wäre das Ende des Jahres 2018 auch gleichzeitig das Ende meiner Hagenkarriere. Irgendwie cool, irgendwie aber auch nicht. Was mache ich dann mit der ganzen Freizeit? Und vor allem: Was mache ich mit meinem Wissensdrang, der mich unweigerlich wieder einholen wird?

Das wäre wohl jetzt der richtige Zeitpunkt, mir wieder meine Klagepostings durchzulesen, wo ich mich insbesondere darüber beschwere, wie wenig Zeit ich für die Familie und alles Drumherum aufbringen könne. Aber alles der Reihe nach: Dieses Semester bin ich etwas ruhiger angegangen und habe in Ermangelung einer verbindlichen Aufwandsabschätzung, dafür aber mit gehörigem Spundus vor der Aufgabe, vorerst nur das Programmierpraktikum geplant. Es hat sich herausgestellt, dass das alles nicht ganz so wild ist, wie es immer dargestellt wird, zumal mir das Programmieren einfach Spaß macht und auch nicht sonderlich schwer fällt. Nachdem ich also mit der ersten Aufgabe des ProPra schon eine ganze Weile fertig bin, hatte ich jetzt einen Monat frei von der Uni und konnte mich anderen Dingen widmen. Das war sehr entspannend! Ich habe ein paar Heimwerkersachen in meiner Werkstatt gebaut, war mit den Kindern regelmäßig Radfahren und Schwimmen, habe wieder mit Krafttraining begonnen - es war fast so, als wäre ich aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Aber jetzt merke ich schon wieder, dass ich immer unruhiger werde, das reicht mir einfach nicht, zumindest nicht auf Dauer.

Ich muss mich wohl damit abfinden, dass das Lernen immer ein Bestandteil meines Lebens sein will und muss, genauso wie Familie und alles andere. Ursprünglich habe ich das Studium ja begonnen, um diesen Lerndrive von "ich mache mal ein Tutorial hier und mal ein Tutorial da" (was ich über Jahre betrieben habe) in geordnetere Bahnen zu lenken. Der Gedanke, diese Bahnen in Bälde wieder verlassen und von einem zum anderen Lernprojekt stolpern zu müssen, gefällt mir ganz und gar nicht. Andererseits will ich auch nicht den Rest meines Lebens in meinem Büro verbringen. Ein Kompromiss muss also her. Und dieser Kompromiss ist auch schnell gefunden, lebe ich ihn in diesem Semester doch gerade. Sprich: Ein Modul pro Semester schafft mir wohl die richtige Balance aus Freizeit und Brainwork.

Nach dieser langen Einleitung sieht mein Plan also folgendermaßen aus: Der MSc Praktische Informatik wird in alter Manier schnellstmöglich abgeschlossen. Damit habe ich den Masterabschluss in der Tasche und ein großes Ziel erreicht. Da wäre aber noch so ein nutzloses Bachelorabschlüsschen in Wirtschaftsinformatik in meiner Schublade, das auf seine Finalisierung wartet. Auf dem Schreibtisch vor mir liegt deshalb gerade der "Antrag auf Rückmeldung mit Änderung" der Uni Hagen. Scheiss drauf, ich werde den Master in Wirtschaftsinformatik auch noch machen! Hier habe ich mir allerdings zwei Einschränkungen vorgenommen: 1.) Nur ein Modul pro Semester und 1.) kein Anspruch auf perfekte Vorbereitung. Das Studium soll wirklich nebenbei passieren. Routine habe ich ja genug, um das halbwegs einordnen zu können. Ob ich mich tatsächlich daran halten werde, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Im Master Wirtschaftsinformatik muss man insgesamt acht Module aus den Themenbereichen Wirtschaftsinformatik, Wirtschaftswissenschaften und Informatik absolvieren. Ich werde also das mögliche Maximum an Informatikmodulen (vier) belegen, dazu ein Wiwi-Modul und drei WInf-Module. Obwohl das Studium eigentlich Wirtschaftsinformatik heißt, ist die Auswahl an WInf-Modulen sehr überschaubar. Es gibt tatsächlich nur acht(!!!) mögliche WInf-Module, wobei drei davon vom Baumöl-Lehrstuhl verbrochen werden. Vielleicht sollte ich meine obigen Einschränkungen in diesem Zusammenhang noch um einen Punkt ergänzen: 3.) Keine Baumöl-Lotterie mehr! Informationsmanagement von selbigem Lehrstuhl ist mir aus dem Bachelorstudium als das mit großem Abstand schrecklichste Modul des Studiums in Erinnerung geblieben, eine Leib gewordene Antipode zu jedem lerndidaktischen Konzept der Neuzeit. Das tue ich mir nicht mehr an!

Nach Abzug der meinerseits boykottierten Baumöl-Module bleibt letztlich also nur eine armselige Handvoll an WInf-Modulen übrig. Man könnte jetzt argumentieren, dass die Studienrichtung noch relativ neu sei und auch das Fach per se noch nicht Ewigkeiten existiere. Dann sollte man im Gegenzug aber auch davon ausgehen können, dass sich die vorhandenen Module allesamt am Zahn der Zeit bewegen und nicht die Zeit am Zahn der Module nagt. Was man so in den Foren liest, ist jedoch selbst in dieser Miniauswahl schon ziemlich antiquierter Stoff dabei (C plain, Pascal Pseudocode). Das muss erheblich besser werden, liebe FUH! Genau aus diesem Grund hadere ich nämlich schon einige Semester mit der Entscheidung, ob ich noch den WInf-Master machen soll oder nicht - bzw. ob ich ihn an der Fernuni Hagen mache oder an einer Hochschule mit einer adäquateren  Auswahl an WInf-Modulen. Im Vergleich dazu gibt es übrigens 35 Wiwi-Module und 26 Informatik-Module im Modulkatalog. Das ist doch komplett paradox!

Von den WInf-Modulen hört sich E-Business Management soweit mal spannend an. Über die beiden anderen zu belegenden WInf-Module muss ich noch ein wenig nachdenken. Knowledge Management hätte sicher einige Parallelen mit Kooperative Systeme (mein nächstes Modul), das muss ich mir aber noch näher ansehen. Aktuell gibt es noch (zu) wenig Erfahrungsberichte über dieses neue Modul. Im Wiwi-Bereich werde ich entweder das VWL-Modul "Problemlösen in graphischen Strukturen" oder das BWL-Modul "Risikomanagement in Supply Chains" belegen. Beides wird kein großes Problem sein. Seminar und Masterarbeit werde ich auf alle Fälle wieder an einem informatischen Lehrstuhl absolvieren.

5 Kommentare:

  1. Das Modul "Entwurf und Implementierung von Informationssystemen" gibt es gefühlt seit vor der deutschen Einheit. Aber Programmieren in C und Datenstrukturen kann man als Informatiker irgendwie doch gebrauchen. Nervig ist die verpflichtende Einsendeeinheit. Schau mal in das Blog von Anton, der den Master WiInf absolviert: http://fernuni.digreb.net

    Obacht:
    Für das Modul Risikomanagement in Supply Chains ist zu beachten, dass Prof. Volling einen Ruf der TU-Berlin angenommen hat. Nächstes Semester wird das Modul auf alle Fälle noch angeboten. Aber irgendwann laufen die Verträge der derzeitigen Doktoranden aus. Ob das mit einer Nachberufung klappt, ist fraglich. Das Uralt-Modul "Supply Chain Management" läuft auch aus, weil der vor Jahren emeritierte Prof. jetzt auch ruhestandsreif ist. Ergo: das Modul RiSC musst Du Dir schnell schnappen oder auf Logistik im Studium komplett auf absehbare Zeit verzichten.

    Ein Trostpflaster gibt es aber doch. Zitat Homepage Lehrstuhl Baumöl: "Das Modul "Business Intelligence" wird ab Sommersemester 2018 von dem Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Betriebliche Anwendungssysteme von Prof.-Dr. Smolnik betreut."

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    1. Hallo,

      danke für die sehr nützlichen Infos!

      Für RiSC habe ich mich für das nächste Semester bereits angemeldet. Das werde ich dann wohl auch gleich durchziehen müssen.

      Wie es bei diesen Umzügen von Modulen so ist, wird sich da am Anfang wohl noch sehr wenig ändern. Meistens bleiben die Skripten ja ident und die Klausuren müssen auch erst eine gewisse Evolution durchlaufen. Aber wenigstens besteht die Chance, dass das Modul sich in die richtige Richtung bewegt. Ich hoffe das beste und behalte das Modul im Visier. Von Informationsmanagement bin ich echt ein wenig traumatisiert.

      Das Blog von Anton ist mir bekannt, dort habe ich schon einiges zu "Entwurf und Implementierung von Informationssystemen" gelesen. Was mir als Fazit aus Blog und Foren hängen geblieben ist, ist folgendes: 800 Seiten, inkonsistent vor allem in der Darstellung des Pseudocodes, C (nicht C++)am Zettel proggen. Hört sich auf den ersten Blick nicht sooo verlockend an ;). Etwas weniger, etwas fokussierter, etwas moderner, dann wäre ich dabei. Aber schauen wir mal, ich muss ja irgendwie meine drei Module voll bekommen.

      MfG,
      Markus

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  2. Interessant ist vielleicht noch, dass die Fakultät Wirtschaftswissenschaft die Anerkennung von Studienleistungen im Master auf 60 ECTS-Punkte begrenzt:
    http://www.fernuni-hagen.de/wirtschaftswissenschaft/studium/anrechnung/begrenzung.shtml

    Wer sich die 30 ECTS-Punkte der Masterarbeit anerkennen lässt, hat also nur drei Vorlesungsmodule im Köcher, die anerkannt werden können. Für Absolventen des Master Praktische Informatik doch auch eine erhebliche Einschränkung.

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    1. Das stimmt so nicht ganz - aus zwei Gründen:

      1.) Du kannst dir die Abschlussarbeit aufgrund unterschiedlicher ECTS-Zahlen aus dem Master Praktische Informatik sowieso nicht für den Master WInf anrechnen lassen. Wenn, dann müsste man den umgekehrten Weg gehen.

      2.) Selbst wenn die Anrechnung der Masterarbeit funktionieren würde, blieben 30 ECTS für restliche Anrechnungen übrig. Man darf aber maximal nur vier Informatik-Module im Master WInf belegen, d.h. man würde letztlich um ein überschüssiges Modul aus dem Master Praktische Informatik "sterben", sofern man überhaupt ganze vier Module in der Schnittmenge der gemeinsamen Module anzubieten hat. Die vier Leistungsnachweisklausuren im Master PI fallen sowieso raus, da falscher Prüfungsmodus.

      Insofern ist die 60ECTS-Limitierung in dieser Konstellation keine große Hürde.

      "Anrechnen" ist an der FUH ohnehin ein Begriff, den man genauer definieren sollte. Wenn du ein Modul eines Studienganges machst, das es ident in einem anderen Studiengang gibt, dann ist das genau genommen kein anrechnen, sondern ein "Übernehmen" aus dem vorhandenen Prüfungspool. Angerechnet werden Studienleistungen von anderen Institutionen. Inwiefern das aber verbindlich auf die erwähnte 60ECTS-Einschränkung umzumünzen ist, weiß ich allerdings nicht.

      MfG,
      Markus

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    2. Ich teile Deine Meinung zum Anrechnen. Zumal die Begründung auf der Homepage auch wirklich Unfug ist: "Da innerhalb der Studiengänge neue Kenntnisse, Fähigkeiten und Methoden erworben werden sollen, die über die bislang erworbenen hinausgehen, ist die Anerkennung von Prüfungsleistungen auf einen Gesamtumfang beschränkt". Wenn man die Sachen erarbeitet hat, dann hat man schlicht die Leistungen für einen Master erbracht. Wenn man die Schule wechselt, kriegt man ja auch nicht die Auflage, Altgriechisch zu belegen, weil man schon mal woanders in Englisch unterrichtet worden ist.

      In einem anderen Absatz widersprechen sich die Herrschaften da gleich mal: "Bei einem Wechsel des Studiengangs an der FernUniversität gelten alle im alten Studiengang erbrachten Leistungen (positive und negative Klausurversuche) weiter, wenn sie auch im neu aufgenommenen Studiengang Prüfungsinhalt sind."

      Also so eine Art "Worst-Of": Wenn Du Leistungen bestanden hast und sie Dir im neuen Studiengang helfen würden, wird die Anerkennung gedeckelt. Wenn Du durchgefallen bist, dann hast Du sie aber immernoch an den Hacken.

      Also wenn man den ganzen Zauber mit der Einrichtung der Psychologie gemacht hat, um sich als größte Hochschule der Bundesrepublik abzusetzen und dann gleichzeitig solche Hürden aufstellt, dann passt das nicht zusammen. Da weiß die eine Hand nicht, was die andere tut...

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