Dienstag, 5. November 2013

Rückblick 1. Semester: Einführung in die Wirtschaftswissenschaft

Während das Modul "Grundzüge der Wirtschaftsinformatik" keine große Auswahlmöglichkeit im Hinblick auf die Lernunterlagen bietet, sieht es bei der "Einführung in die Wirtschaftswissenschaft" schon ganz anders aus. Video-Tutorials, Lehrbücher, Repetitorien, Klausurzusammenfassungen, bis hin zu kostenpflichtigen Live-Vorlesungen stehen in Reih und Glied und warten nur auf unsere hart verdienten Euros. Am Geld wird es bei der berufstätigen Studentenschar wahrscheinlich nicht scheitern, aber dennoch stellt sich die Frage, was von alledem wirklich sinnvoll ist?

Ich muß zugeben, dass ich anfangs aufgrund der Angebotsvielfalt etwas orientierungslos war. Schon in meinem ersten Studium neigte ich dazu, mir eine Unzahl an sekundären Lernquellen zu besorgen, wobei letztlich ein Großteil davon relativ unberührt liegen blieb. Manchmal kauft man eben nur für das Gewissen. Das wollte ich diesmal vermeiden und habe mich zuerst auf die offiziellen Skripten gestürzt. Aber ganz zufrieden war ich damit auch nicht.

Während die VWL-Skripten verständlich und Großteils nachvollziehbar geschrieben waren, liesen mich die BWL-Skripten doch manchmal verzweifeln. Ein Absolvent einer Handelsakademie wird mir wahrscheinlich widersprechen, aber für einen absoluten BWL-Anfänger wie mich war die Materie als Einführung viel zu kompliziert und didaktisch schlecht geschrieben.

Alternativ zu den Skripten gibt es auch noch das BWL-Klausurenbuch von Prof. Hering. Darin wird der Stoff wie in einem Frage-Antwort-Spielchen aufgearbeitet. Aber hey, wie soll man das denn lernen? Kein Kontext und keine mit wunderbar basalen Konjunktionen miteinander verbundenen Absätze? Nein, das kommt für mich nicht in Frage, sowas lerne ich nicht! (Anm.: Dass sich das nicht ganz bewahrheiten wird, könnt ihr weiter unten lesen.)

Trotz allem habe ich also in den sauren Apfel gebissen und die BWL-Skripten einmal gründlich durchgearbeitet. Am Ende des ersten Bearbeitungszyklus kam dann die erste Fremdquelle ins Spiel, nämlich die Online-Vorlesung ("Einführung in die BWL") von Fernstudium-Guide.de.

Anfangs war ich sehr davon begeistert, retrospektiv muss ich meine Euphorie aber wieder etwas bremsen. Die Vorlesung war für mich insbesondere beim logischen Teil sehr hilfreich, vor allem bei der Interpretation der Kurven und Abbildungen. Ich verstand endlich, worum es bei dem Ganzen im Wesentlichen ging, denn in den Skripten wurde man von seitenweisen Interpretationsorgien ja fast erschlagen. Den trockenen Theorieteil der Online-Vorlesung kann man sich allerdings schenken, außer man bekommt ihn gerne vorgelesen respektive heruntergeleiert. Der Vortragende wirkte in diesen Teilen der Vorlesung sehr getrieben, alles wurde nur schnell runtergelesen und nicht - wie manchmal erhofft - etwas fundierter erklärt. Man merkte sehr deutlich, dass er auf Theorie keine besondere Lust hatte.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits viel Zeit investiert und war trotzdem nur marginal in der Materie drin. Ich verstand worum es in dem Fach ging, ich verstand wie man dabei denken musste, aber ich konnte bei weitem noch keine komplexe Frage mittels Freitext beantworten. Was also weiter tun? Nochmal die Skripten durcharbeiten? Nochmal die Videos ansehen? In Anbetracht der Art der Fragestellung in den Klausuren erschien es mir aussichtslos, die Skripten in der geforderten Detailgenauigkeit lernen zu können. Es gab darin einfach zuviel unnötigen Ballast, also verkaufte ich ein "r" und ein "t" und schon wurde aus dem Skript ein Skip. Die Videos wiederum waren fürs Verständnis gut, aber zum Lernen von Definitionen meines Erachtens unbrauchbar.

Ich griff dann doch zum oben bereits erwähnten Klausurenbuch von Prof. Hering und verabschiedete mich gleichzeitig vom Gedanken, die BWL perfekt beherrschen zu müssen. Vielmehr wollte ich mein Hauptaugenmerk auf die VWL legen und in BWL mitnehmen was geht. Dafür sollte das Klausurenbuch doch reichen, oder!?

Es war anfangs schon komisch, zuerst Fragen zu lesen und dann die Antworten zu lernen. Aber - und das möchte ich betonen - letztlich steht im Klausurenbuch 1:1 derselbe Text wie in den Skripten. Zusätzlich finden sich darin auch Rechenbeispiele, die einem den Stoff dann sogar noch etwas näher bringen als die Skripten. Natürlich wird im Klausurenbuch einiges vom Inhalt der offiziellen Skripten weggelassen, trotzdem konnte ich bei meiner Klausur im September bis auf klitzekleine Unterfragen tatsächlich alles beantworten und rechnen.

Ach ja, ein Skriptum von Elke Bartschat (Klausurhilfe zur EBWL) hatte ich auch noch hier rumliegen. Da ich es so gut wie nicht benutzt habe, kann ich es leider nicht beurteilen.

Insgesamt habe ich für die EBWL 134h52 min  Lernzeit aufgebracht. Altklausuren habe ich so gut wie gar nicht geübt, nur mal kurz ein/zwei Exemplare überflogen, um mich mit dem Fragenmodus- und Umfang vertraut zu machen.

Fazit zur EBWL:
Müsste ich für die Prüfung erneut lernen, würde ich mich auf das Klausurenbuch konzentrieren und mir die Fernstudium-Guide-Videos reinziehen. Skip the Skript.

UND NUN ZUR VWL!

Es ist schon fast gängige Praxis, sich klausurtechnisch auf die VWL zu konzentrieren und in BWL mitzunehmen, was eben geht. Dieses Vorgehen hat auch gute Gründe: Die VWL ist nicht einfacher als die BWL, sondern auf dem Boden der Tatsachen geblieben. Gemäß dem Titel des Moduls geht es bei der VWL nämlich tatsächlich um eine Einführung und nicht um ein gefühltes Doktorrat. Die Skripten sind überschaubar und zudem noch relativ brauchbar geschrieben, außerdem empfand ich auch die Klausurfragen als sehr fair.

Alles in allem spricht also alles für das oben beschriebene Vorgehen. Ich würde VWL auch unbedingt vor der BWL richtig gut(!) lernen, dann hat man zumindest eine gewisse wirtschaftswissenschaftliche Basis, auf die man dann aufbauen kann.

Auch in der VWL gibt es eine Reihe von Fremdquellen, wobei die VWL-Fibel von Axel Hillmann besonders oft in einschlägigen Foren erwähnt wird. Ich persönlich wurde mit der Fibel allein nicht besonders warm. Sie war mir zu straff geschrieben - jeder Satz musste fast seziert werden - und außerdem empfand ich das Layout nicht mehr wirklich als zeitgemäß. Was ich aber in höchstem Maße empfehlen kann sind die Online-Vorlesungen von Axel Hillmann. Ein richtig tolles Stück Lehrgang! Hillmann erklärt darin die Sachverhalte von der Pike auf und gibt auch enorm wichtige Hinweise, wie man bestimmte Problematiken grundsätzlich angeht und dann auch interpretiert (was besonders bei längerer Abstinenz von der Schulmathe hilfreich ist). Mir haben deshalb die Videos nicht nur für die VWL geholfen, sondern bestimmt fürs gesamte Studium.

Hat man ein Produkt von Hillmann gekauft, gibt es auch ordentlich und ungefragt Support. Z.B. erinnert er an die Abgabefristen der Einsendearbeiten und liefert gleichzeitig auch die Lösungen mit. Nach der Klausur gibt es zudem sehr zeitnah eine Musterlösung, die wenig später auch noch ausführlich diskutiert wird. Außerdem werden mit dem Buch die Altklausuren inkl. den Lösungen per email nachgereicht. Alles in allem also enorm hilfreich. Man merkt einfach, dass Axel Hillmann begeistert bei der Sache ist und sich wirklich um das Schicksal "seiner" Studenten kümmert.

Im Gegensatz zur EBWL empfiehlt es sich in der VWL sehr wohl, die Altklausuren zu üben - und zwar soviele wie möglich. Viele Fragen wiederholen sich nämlich auf die eine oder andere Weise und z.B. die geschichtliche Entwicklung der VWL hätte ich sonst überhaupt nicht auf dem Plan gehabt.

Insgesamt habe ich für die EVWL 78h21 min  Lernzeit aufgebracht.

Fazit zur EVWL:
Ich empfehle, die Skripten zu lernen und parallel dazu die Videos von Axel Hillmann anzuschauen. Dazu reichlich Altklausuren üben. Die Fibel ist zum Nachschlagen auch ganz hilfreich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen