Samstag, 14. Dezember 2013

Nothing fits, oder: Mein Zugang zur Statistik

Nachdem ich die Statistik in einem Aufwasch durchgeackert habe, um mal einen ersten Blick auf den Stoff zu werfen, folgte in den letzten Tagen der zweite und dritte Blick. Das Fazit ist irgendwie durchwachsen, denn Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechung sind einerseits nicht wirklich schwer, andererseits aber doch. Zwar darf man bei der Klausur die Formelsammlung benutzen, aber ohne eine Ahnung zu haben, was man da eigentlich tut, bringt das herzlich wenig. Es bleiben im Prinzip nur zwei Alternativen: Minimalistisches Auswendiglernen oder wirkliches Verstehen und Anwenden.

Wieder mal stand ich also vor der Entscheidung, ob ich für die Klausur oder für mich selbst lerne. Wieder mal habe ich mich dagegen entschieden, nur Klausurbeispiele ohne Sinn und Verstand auswendig zu lernen. Wieder mal werde ich mich am Ende des Semesters dafür hassen. Aber was solls, ich kann einfach nicht aus meiner Haut.

Die Uniskripten liegen noch relativ jungfräulich neben meinem Schreibtisch. Es hat sich auch schon im letzten Semester abgezeichnet, dass mir Alternativquellen wesentlich lieber sind, allen voran die Videovorlesungen. Für Statistik gibt es ebensolche Vorlesungen von Fernstudium-Guide.de. Da die Vorlesungen aber ganz schön ins Geld gehen, habe ich die Möglichkeit genutzt, bei einem Studienkollegen mal in die eine oder andere Darbietung zu schnuppern. Im Gegensatz zu meinen bisher durchwegs positiven Erfahrungen mit oben genanntem Anbieter sagte mir die Statistik-Vorlesung gar nicht zu. Wenn einen nicht schon der Stoff per se einschläfert, dann gibt einem der Vortragende den Rest: Langsam, behäbig, emotionslos, dafür manchmal schmatzend als würde er gerade nebenbei eine Wurstsemmel verspeisen und einen Kaffee dazu trinken (ich glaube das macht der tatsächlich). Ne, das ertrage ich auf Dauer nicht. Rolf Stahlberger, der Vortragende vom Mathe- und WiWi-Kurs, wäre mir da wesentlich lieber gewesen.

Also habe ich mir ein Skriptum von Fernuni-Repetitorium.de besorgt. Darin sind Mathe und Statistik auf wenigen hundert Seiten zusammengefasst. Der Mathe-Teil ist durchaus brauchbar, wobei ich allerdings nicht völlig bland in die Materie eingestiegen bin. Der erste Teil der Statistik (deskriptive Statistik) war dann auch noch ok, aber Wahrscheinlichkeitsrechung und beurteilende Statistik fand ich schlecht. Die meisten Sachverhalte wurden in diesen Kapiteln viel zu kurz erklärt, sodaß ich wieder zu anderer Literatur greifen musste. Das Skriptum eignet sich in diesen Themenbereichen höchstens zum Auswendiglernen, aber nicht zum Verstehen des Stoffes. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass man laut Autor die Zusammenfassung nur ergänzend zum Uniskript verwenden soll und nicht als alleinige Quelle. Naja, das ist zumindest die offizielle Version. Sehr gefallen am Fernuni-Repetitorium-Skript haben mir übrigens Layout (ich bin da sehr sensibel), Schreibstil und Didaktik (aber leider nicht über das gesamte Skriptum hinweg).

Immer noch unzufrieden über meine Statistikkenntnisse musste ich dann wohl oder übel nochmal in die Tasche greifen und ein paar Euros für Oestreich's "Keine Panik vor Statistik" hinblättern. Ich war etwas skeptisch, denn einen ähnlich erzwungen-lockeren Schreibstil wie beim "Brückenkurs Mathematik" von Guido Walz, der mir schon nach wenigen Seiten eine sinnbildliche Zwerchfellhernie bescherte, war eigentlich ein K.O.-Kriterium. Andererseits empfand ich den Stoff  aber als so langweilig, dass ich ein trockenes Grundlagenbuch wohl auch bald wieder zur Seite gelegt hätte. Mir kann man es schwer recht machen ;-)!

Naja, also legte ich los und....hmja, die Schreibe war definitiv nicht trocken. Rechenbeispiele werden im Oestreich fast ausschließlich mit Bier, Tequila oder Geschlechtsverkehr durchgeführt. Doch im Gegensatz zum Walz, der seinen Humor bestimmt erst googeln musste, schafften es die Autoren des Statistik-Buches, ihrer Linie mit einer gewissen Leichtigkeit treu zu bleiben. Ab und an (wahrlich nicht immer!) konnten sie mir damit den einen oder anderen unerhofften Grinser entlocken. Insgesamt liest sich das Buch wirklich sehr flüssig und kurzweilig, schon fast spannend. Das zeigt sich unter anderem daran, dass ich mir eigentlich nur die beurteilende Statistik zu Gemüte führen wollte, letztlich aber das ganze Buch verschlungen habe. Nervig sind auf Dauer nur die völlig unnötigen Fußnoten (weil sie leider nicht immer unnötig sind und man deshalb alle lesen muss). Mit meinem jetzigen Wissen werde ich nochmals über das Fernuni-Repetitorium-Skript drüberschauen. Ich bin gespannt, ob es mir jetzt leichter von der Hand geht.

Wie man sieht ist der Weg zur "richtigen" Lernquelle nicht immer einfach. Ich habe jetzt schon so einiges ausprobiert, trotzdem gibt es noch kein Patentrezept. Zumindest bin ich meinem Vorsatz treu geblieben, nicht wahllos sämtliche zur Verfügung stehende Literatur zu kaufen (auch wenn es den Anschein macht), sondern gezielt zuzuschlagen und das Gekaufte auch zu bearbeiten. Manchmal reicht eine Quelle einfach nicht. Ich brauche meistens einen abgespeckten "roten-Faden" und ein erklärendes Drumherum-Werk.

Timetracker:
Grundlagen der Wirtschaftsmathematik: 29h 45min
Statistik: 30h 05min
Gesamt (Semester): 59h 50min
Gesamt (Studium): 438h 29min

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