Meine Auswahl ist wahrscheinlich nicht repräsentativ, weil ich bisweilen nur zwei Klausurorte kennengelernt habe, aber zwischen diesen beiden Klausurorten gibt es wirklich eklatante Unterschiede.
In Linz, wo ich alle meine bisherigen wirtschaftlichen und wirtschaftsinformatischen Klausuren abgelegt habe, kommt man sich mitunter während der Klausur vor wie ein Strafgefangener auf Freigang. 1-2 Aufsichtspersonen streifen ständig durch die Gänge und beobachten mit Argusaugen den Hörsaal, durchstöbern die Bücher von vorn bis hinten (sofern welche erlaubt sind, wie z.B. in ExtRewe) und geben bis zum Schluss keine Ruhe. Sobald jemand auf die Toilette gegangen ist, darf keine weitere Person mehr den Raum verlassen. Am Extremsten war die Klausur in Internem Rechnungswesen: Alle meine Textmarker wurden umgedreht, meine Packung mit Finelinern durchstöbert, mein Taschenrechner durchsucht, sogar die Papphülle vom Geodreieck und die Schokoladenverpackung wurden inspiziert. Wir durften noch nichtmal unsere Taschen und Jacken an den Rand vom Gang stellen, sondern mussten sie nach Vorne zur Aufsichtsperson bringen. Wie im K I N D E R G A R T E N. Wir wurden außerdem darauf hingewiesen, dass ein läutendes Telefon als Täuschungsversuch gewertet wird. Es fehlte nur noch die Leibesvisitation.
In München war das alles ganz anderes. Bei der OOP-Klausur wurde bis auf den Ausweis gar nichts kontrolliert, auch nicht der (erlaubte) Spicker. Die Taschen und Jacken haben wir einfach neben unseren Platz gestellt und fertig. Aufsichtsperson gab es meiner Erinnerung nach nur eine, aber da bin ich mir nicht mehr ganz sicher. Jedenfalls streifte nicht ständig jemand durch die Gänge wie in Linz und hob die Unterlagen hoch, um zu sehen, ob darunter etwas liegt. Bei der AlgoMathe-Klausur war es sogar noch eine Spur lockerer. Es wurde zwar darauf geachtet, dass die Abstände zwischen den Plätzen stimmten, das wars aber auch schon. Die Tasche kam neben den Platz, es wurde nicht die gesamte Ausrüstung durchwühlt, obwohl man eigenes Papier mitbringen musste und somit sehr viel Platz für Manipulation gewesen wäre. Am Ende der Klausur herrschte ziemliches Chaos, da hätte man sich auch mal mit dem Nachbarn unterhalten können, ohne vor ein Erschiessungskommando gestellt zu werden. Was soll man da aber auch schon groß reden? "Hey, wie rechnest du den Simplex?". Bringt doch nichts und ist deshalb auch irrelevant.
Ich finde zwar, dass Schummeln wirklich unterbunden werden muss, aber man muss es dann auch nicht übertreiben. Was soll man denn bei einem Modulumfang von 400-800 Seiten schon groß auf einen kleinen Schummelzettel schreiben? Das ist lächerlich. Wer sich dieses Studium antut, hat bestimmt andere Absichten, als sich mit einem Spicker durch die Module zu mogeln. Ich bin jedenfalls froh, wenn ich in Linz keine Module mehr machen kann, weil mich diese Art der Behandlung anwidert. Ich bin kein potentieller Straftäter, sondern einfacher Student, der ein ganzes Semester auf diesen Tag hingearbeitet hat. Der Vorteil von Linz ist allerdings für mich, dass ich nicht durch die ganze Stadt fahren muss wie zumeist in München. Deshalb siegt die Bequemlichkeit über die Sympathie. Aber bald stellt sich diese Frage sowieso nicht mehr, weil die "Massenfächer" jetzt allmählich zu Ende gehen.
Wie sind denn Eure Erfahrungen bezüglich der unterschiedlichen Klausurorte? Das würde mich wirklich interessieren!
Hallo Markus,
AntwortenLöschendas ist ja krass wie das in Linz abgeht. In Bremen wird GAR NIX (bis auf den Ausweis) kontrolliert und das meine ich tatsächlich so. Die Prüfungsaufsichten schauen nebenher ganz bequem Filme auf ihrem mitgebrachten Laptop und hören Musik. Also theoretisch könnte man tatsächlich alle mitgebrachten Unterlagen mit Notizen vollschreiben. Aber ich gebe dir natürlich Recht: Es wird wohl keiner schaffen sich so durch ein Studium zu mogeln. Bei den bisherigen 4 Modulen die ich geschrieben habe, hätte ich auch gar nicht gewusst was ich hätte aufschreiben sollen wen ich mogeln wollen würde...
LG Florian
Huhu,
AntwortenLöschenich habe das Gefühl, dass es hauptsächlich vom beaufsichtigten Lehrstuhl abhängt, Ich habe bisher an drei Standorten geschrieben (Augsburg, Passau und dieses Semester auch in München) und selbst an den gleichen Orten gab es enorme Unterschied. In Wirtschaftsmathe in Passau wurde gar nicht kontrolliert, was die Studenten treiben, während in externes ReWe meine Gesetzestexte auf Hinweise durchsucht wurden. In München bei Modellierung von Informationssystemen musste man seine Tasche in den Gang stellen, während in Makro Platzkarte auf dem Tisch und Tasche direkt neben einem erlaubt war, gestern bei I&F war es ein Mittelding. Auch das Thema Handy wurde überall anders gewertet. Aufsicht hatten jeweils andere Lehrstühle, daher kann man das nicht auf den Standort selbst beziehen. Oder habt ihr in Linz immer die selben Leute sitzen?
VG
Jürgen