Montag, 7. Dezember 2015

Was nicht passt, wird passend gemacht

Ich bin ein Mensch, der sich für viele Dinge begeistern kann. Ob Kunst, Kultur, Design, Programmiersprachen, Mathematik oder Wirtschaft - ich finde schnell mal einen roten Faden, der mich interessiert und dem ich dann nachhechle. Diese Eigenschaft mag ich eigentlich ganz gerne, aber sie hat auch eine Kehrseite: Wenn mich etwas nicht interessiert, dann mit schon fast psychotischer Passion. Ähnlich wie ein Bulemiker das Essen nicht in sich haben will und es deshalb wieder auskotzt, so geht es mir bei gewissen Themenbereichen der Wissenswelt. Psychologie zum Beispiel. Während meines ersten Studiums musste ich eine Prüfung aus diesem Fachgebiet absolvieren, was für mich ein mehr oder weniger großes Problem darstellte, denn ich wollte mir diese lauwarm servierte Dampfplauderei einfach nicht merken (no offense @Psychologen, das ist ein persönliches Ding). Dieses Geschwafel passt so absolut gar nicht in mein Weltbild. Es lässt sich aber nur schwer eine Prüfung bestehen, wenn man sich den Inhalt nicht merken will, also musste ich da durch...und es war ein Qual. Aber was hat das alles mit der Wirtschaftsinformatik zu tun? Naja, also ich lerne gerade Betriebliche Informationsysteme...

...und muss mich jeden Absatz neu motivieren weiterzulesen. Es ist zwar nicht so, dass mich die Inhalte abstossen, wie etwa bei der Psychologie, aber ich finde irgendwie überhaupt keinen Zugang. Oder sagen wir es anders: Die Inhalte würden mich vielleicht mehr interessieren, wenn ich nicht ständig das Gefühl hätte, ein Lexikon auswendig lernen zu müssen. Der Fehler liegt aber nicht am Fach selbst, sondern an mir. Ich muss in eine Welt von Begrifflichkeiten eintauchen, die mir in dieser Intensität noch viel zu fremd ist. Klar, ich weiß mittlerweile was ein Geschäftsprozess ist oder wie eine Aufbauorganisation definiert ist, aber rund um diese für mich immer noch abstrakte, weil nie benutzte oder gelebte, Wirtschaftswelt wird eine noch abstraktere Informationssystemwelt aufgebaut, die vor Einteilungen, Definitionen und Begrifflichkeiten nur so strotzt. Kennt ihr das, wenn man so vor sich hin liest und sich dann am Ende fragt, was man da jetzt eigentlich gelernt hat? So geht es mir ständig - was letztlich dazu geführt hat, dass ich jetzt mehrere Tage einfach gar nichts mehr gemacht habe.

Dieses Semester frustiert mich ziemlich, denn auch Software Engineering (SE) ist nicht so der Burner, wie ich mir das eigentlich erhofft hätte. Die Skripten haben jedenfalls eine ähnliche Informationsdichte wie die Skripten aus Betriebliche Informationssysteme (BI), wobei ich die Praxisrelevanz sehr stark anzweifle (es sei denn, man entwickelt gerade Software für das Marsprogramm der NASA). Im Wesentlichen muss sowohl für SE als auch für BI einfach nur stumpf auswendig gelernt werden: Einteilungen, Definitionen, Vorgehensweisen, hunderte Seiten lang. Logisch herleitbar ist da - zumindest für jemanden, der branchenfremd ist - nicht viel. Dabei heißt es doch immer, die WiWis müssten nur auswendig lernen und die Informatiker nur verstehen. Denkste, keiner kann mir erzählen, dass er BI "versteht". Makroökonomie kann man verstehen, Verschlüsselungsalgortithmen kann man verstehen, BI und SE kann man nur pauken.

Aber es hilft ja alles nichts, die Module müssen durchgepresst werden. Mit der jetzigen Einstellung, vor allem zu BI, wird das aber wohl nichts werden. Da sich am Modul selbst jedoch so schnell nichts ändern wird, muss ich was an mir ändern, nämlich meinen Zugang zu diesem Fach! Wie oben bereits geschildert, vermisse ich den Praxisbezug zu dieser Thematik, was mir letztlich auch den Spaß an der Sache vergällt. Ohne Spaß kann ich aber nicht lernen, also versuche ich jetzt, die Inhalte aus BI in meinen höchsteigenen Realweltausschnitt zu transformieren (dieser ganze Modellierungskram hinterlässt langsam Spuren in meinem Vokabular). Sprich: Ich stelle mir vor, was ich mit dem gerade gelesenen in meinem Job anstellen könnte bzw. wo ich entsprechende Anwendungsfelder sehen würde und wie sich diese verwirklichen liesen. So naiv sich diese Idee anhört, so gut funktioniert sie. Wenigstens schaffe ich es auf diese Weise, ein bißchen Spannung in die Materie zu bringen. Trotz allem werde ich froh sein, wenn dieser Kelch an mir vorübergezogen ist.

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