Engineeren, engineeren, engineeren

Wie im letzten Beitrag bereits angedeutet, habe ich mich in den vergangenen Wochen auschließlich dem Software Engineering gewidmet. Wenn man mit diesem Thema beruflich noch nichts am Hut hatte, braucht man eine ganze Weile, um dieses theoretisch-abstrakte Wissen irgendwie aufzudröseln. Nicht weil es so wahnsinnig komplex, sondern weil es einfach extrem "fremd" ist. Ehrlich gesagt fand ich das anfangs sogar ziemlich bizarr, da es so überhaupt nicht dem entsprach, was ich mir erwartet hatte. Mittlerweile ist die Verwunderung der respektvollen Faszination gewichen. Software Engineering ist ein typisches Beispiel für ein Fach, in das man erst hineinwachsen muss, aber nicht theoretisch an der Uni, sondern praktisch im täglichen Leben (Arbeit). Eine Woche Bootcamp mit dem Erarbeiten eines kleinen Projektes wäre wahrscheinlich sehr viel hilfreicher als monatelanges Pauken der Skripten.

Die Klausur besteht in etwa zur Hälfte aus Theoriefragen (Multiple Choice und Freitext), zur anderen Hälfte aus Modellierungsfragen. Beide Teile sind jedenfalls keine Selbstläufer. Ich setze als Basis vor allem auf die Theorie, denn beim Modellieren fühle ich mich noch ziemlich unsicher. Die Klassenmodelle sind machbar, aber mit Zustands- und Sequenzdiagrammen habe ich noch meine Probleme, da fehlt mir einfach die Übung. Natürlich kann ich mit den Altklausuren üben, aber was ich eigentlich benötigen würde sind geführte Lösungen, anhand derer ich die entscheidenden Gedankengänge besser nachvollziehen kann. Nicht nur eine, mehrere. Aufgaben mit fixfertiger Musterlösung helfen mir in diesem Fall nur bedingt weiter. Ich muss mal das Internet durchforsten, ob andere Unis da vielleicht ein paar Tutorials rumflattern haben.

Wenn ich mir die Fragen in der Newsgroup durchlese, bekomme ich durchwegs den Eindruck, dass viele Kommilitonen bereits einschlägige Erfahrungen in diesem Themenbereich besitzen. Es kann natürlich auch sein, dass der Rest sich gar nicht erst meldet und stattdessen die Skripten wälzt. Wie dem auch sei, Herausforderungen sind dazu da, um sich ihnen zu stellen. Einfacher wäre es natürlich gewesen, irgendein NoBrainer-Wiwi-Modul zu wählen, aber davon habe ich letztlich auch nichts, weil ich in diese Richtung nicht gehen will. Ich habe im Prinzip auch keine Zweifel am Bestehen der SE-Klausur, aber hätte eben gerne auch eine ansprechende Note gehabt, da diese einen erheblichen Einfluss auf die Bachelornote nimmt. Ob das wirklich möglich sein wird, hmja, ich weiß es noch nicht so recht. Bei den Informatikern ist SE meines Wissens nach nur eine Leistungsnachweisklausur, d.h. es gibt nur ein bestanden oder nicht bestanden. Sowas würde ich mir auch mal wünschen, das nimmt doch einigen Pfeffer aus der Sauce.

Aktuell arbeite ich nochmal die Theorie der SE durch und werde mich dann ab nächster Woche intensiv in die Modellierung stürzen. Betriebliche Informationssysteme, eines meiner Top3-Albtraummodule, fasse ich erst nach SE wieder an. Mir graut schon davor, meinen Urlaub im Februar wieder mal zu "verlernen", insbesondere mit BI. So gerne ich auch Fernstudent bin, aber manchmal wünschte ich mir, ich könnte einfach mal Urlaub machen ohne einen Berg von Skripten und Aufgaben vor mir liegen zu haben. Selbst wenn ich nicht lerne und z.B. mit der Familie etwas unternehme, habe ich doch immer diesen Gedanken im Hinterkopf: "Das musst du noch tun und das musst du tun und das musst du auch noch tun". Einfach mal frei sein wäre schön, das muss ich ehrlich zugeben. Aber genug der Jammerei, wer etwas erreichen will, muss eben Opfer bringen, sonst könnte es ja jeder machen. Außerdem dauert es gar nicht mehr so lange, bis der Bachelor erledigt ist. C'mon!