Samstag, 8. September 2018

Ich studiere jetzt auch Psychologie...

 ...und Philosophie und Pädagogik! Ernsthaft!? So ernsthaft es halt geht. Aber nicht als  Studium, sondern als Teil des Moduls Kooperative Systeme. Bisher habe ich mich ja im Rahmen des Masterstudiums im Modulkatalog M2 bewegt, der sehr technisch angehaucht ist. Genau meins! Aber der Studienplan sieht vor, dass man seine Komfortzone auch verlassen und Module aus anderen Bereichen belegen muss. Da kam mir kooperative Systeme gerade Recht, denn das Modul wird am selben Lehrstuhl angeboten, wo auch Verteilte Systeme, Betriebssysteme, Algorithmische Geometrie usw. stattfinden.

Kooperative Systeme besteht aus zwei Teilen. CSCW (computerunterstütztes kooperatives Arbeiten) kommt auf etwa 280 Skriptseiten daher und liest sich eigentlich recht flüssig. Im Grunde geht es hier um die CSCW-bezogene Anwendungsschicht von verteilten System. Technisch bleibt es aber ziemlich oberflächlich und stellt eigentlich kein großes Problem dar. "Cool, das geht ja flockig" - habe ich mir nach der Lektüre der Skripten gedacht. Falsch gedacht, denn dann kam CSCL (computerunterstütztes kooperatives Lernen)! Genauer gesagt: es kam, sah und siegte.

CSCL besteht aus vier Skripten, die im Wesentlichen angeben, welche Seiten aus dem zu kaufenden/leihenden CSCL-Buch man durcharbeiten soll. Das sind wieder in etwa 300 Seiten. Aber: Was man da zu lesen bekommt, ist schon ziemlich harter Tobak...zumindest für mich als eher technisch angehauchten Informatiker. Ich sags ganz ehrlich: darauf war ich in dieser Form nicht vorbereitet. Konstruktivismus, Behavoirismus, Kant, Hegel etc. - ein wilder Mischmasch aus Psychologie, Pädagogik und Kommunikationswissenschaften und gaaaaanz wenig Informatik. Das liest sich keineswegs locker flockig, sondern vielmehr stellt jeder einzelne verf***** Satz eine Herausforderung dar. Das Teil muss man echt sezieren. Jetzt verstehe ich auch die Anmerkung aus dem X-Schreiben, man solle die Buchbeiträge auf ein gemeinsames Begriffsverständnis abbilden. Heißt für mich: Ich muss das erst in eine Sprache übersetzen, die ich nachvollziehen kann - und das erweist sich als relativ mühsam, denn die Psychologensprache ist nicht so meine Welt. Mittlerweile habe ich mich aber damit arrangiert und komme immer besser in die Materie hinein. Da werden aber sicher noch 1-2 Durchgänge nötig, um alles sinnerfassend zu memorieren.

Es ist offensichtlich, dass die Buchautoren es genau darauf angelegt haben, dem Studenten kein fix fertiges, mundgerecht zugeschnittenes Menü zu servieren, sondern die aktive Beschäftigung mit dem sehr wissenschaftlich gestalteten Stoff einfordern. An einer Zusammenfassung kommt man da m.E. kaum herum, anders kann man das nicht lernen. Falls also einer meiner Mitleser an einer Kollaboration interessiert ist - bitte gerne, einfach melden, lasst uns gemeinsam ein Artefakt gestalten :D.

Ich habe jedenfalls beschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen und mich auf diese Reise einzulassen. Der zu erklimmende Tellerrand ist zwar ungemütlich, steil und verschneit, aber es lohnt sich hoffentlich der zu erwartende Ausblick am Gipfel.

Für Anfang Dezember habe ich die mündliche Prüfung geplant. Dann hätte ich noch Zeit, mich auf das erste Modul des Master Wirtschaftsinformatik vorzubereiten. Welches das sein wird, weiß ich aktuell noch nicht so genau. Ich habe mal ein paar Module belegt und werde dann aus dem Verlauf heraus entscheiden, welches ich absolvieren werde. Bei den Wirtschaftsinformatikern sind ja dann auch die Einsendeaufgaben wieder verpflichtend -  die zwingen mich ohnehin in den Erstkontakt mit den Modulen.

Und jetzt noch kurz ein paar Worte zum Programmierpraktikum, weils grade so schön ist:

Am 26. August war nun endgültig der Abgabetermin für den 2. Teil des Programmierpraktikums. Es war keinsfalls stressig oder so, aber dennoch bin ich froh, dass dieses Kapitel dann auch mal abgeschlossen ist. Zwischenzeitlich hatte ich drei Wochen Urlaub...und ich habe auch tatsächlich Urlaub gemacht, keine Sekunde für die Uni, keine Sekunde für die Arbeit, nur Faulenzen! Wahnsinn! Ich wusste schon nicht mehr, wie sich das anfühlt, nachdem ich die letzten paar Jahre so gut wie jeden freien Tag mit Lernen oder schlechtem Gewissen, dass ich nicht lerne, verbracht habe. Allen Kommilitonen kann ich also nur raten: Legt auch mal ein 10ECTS Semester ein und macht vollwertigen Urlaub. Das hat enormen Erholungswert und füllt die Akkus wieder.

Mittlerweile habe ich auch schon das Feedback zum zweiten ProPra-Teil bekommen. Wie auch schon beim ersten Teil gab es keine Beanstandungen, alles lief glatt. Somit bin ich "zum Präsenztag zugelassen". Diesen Präsenztag habe ich jedoch schon vorzeitig absolviert und habe demnach das Programmierpraktikum erfolgreich hinter mich gebracht. Es war wirklich nicht schlimm, unterm Strich sogar mit weniger Aufwand als meinerseits befürchtet machbar. Aber Achtung, es ist definitiv kein Selbstläufer, man muss schon einiges an Hirnschmalz investieren. Alles in allem empfand ich es als sehr sinnvolles, gewinnbringendes Praktikum, das ich wirklich gerne absolviert habe. Es ist einfach auch mal etwas anderes, als immer nur zu lernen.

An dieser Stelle noch ein kleiner Tipp an alle, die zukünftig das ProPra machen: Ein Anforderungskatalog heißt deshalb Anforderungskatalog, weil er alle Anforderung enthält, die erfüllt werden müssen. Nicht weniger und - Achtung! - nicht mehr. Ich sage das nur deshalb, weil ich in der Newsgroup Diskussionen zu Features fand, die gar nicht gefordert waren. Diese Spielereien sind natürlich nette Gimmicks, aber streng genommen sind das ganz klare Themenverfehlungen. Nach meinem Verständnis gehört auch die korrekte Interpretation eines Anforderungskatalogs zur Aufgabe eines solchen Praktikums. In der freien Wirtschaft möchte ich sehen, was der Chef sagt, wenn seine Programmierer Features implementieren, die gar nicht gefordert und somit auch nicht bezahlt werden. Entlastend muss ich aber ergänzen, dass die Programmierung von zusätzlichen Funktionen vom Tutor in der Newsgroup ausdrücklich begrüßt wurde. Naja, egal, letztlich muss eh jeder selbst für sich entscheiden, wieviel Zeit er investieren will oder kann. Ist ja nicht so, dass man als nebenberuflicher Fernstudent nichts zu tun hätte. Meine relativ pragmatische Meinung dazu kennt ihr jedenfalls.

Ich werde mich übrigens bemühen, bis zum nächsten Beitrag nicht mehr ganz so viel Zeit vergehen zu lassen. :)

3 Kommentare:

  1. Hallo Markus,

    ich dachte im ersten Moment schon, du Wahnsinniger studierst nun tatsächlich noch Psychologie!!! :D

    Danke übrigens für deine Worte zum ProPra. Ich werde das wahrscheinlich im nächsten Sommersemester belegen. So kann ich mir at least ein bißchen was darunter vorstellen.

    Weiter so und vielen Dank für dein Blog!!!

    Tim

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Tim. Nope, Psychologie werde ich definitiv nicht studieren.

      Löschen
  2. Hallo Markus, hast Du Zufällig ein Prüfungsprotokoll für 1880 und 1883 ich weiß irgendwie nicht so richtig wie ich mich vorbereiten soll

    AntwortenLöschen